Der Inzidenzwert in Berlin liegt stabil unter 10. Gut ein Drittel aller Berliner:innen ist inzwischen vollständig geimpft, mehr als die Hälfte hat eine Dosis erhalten. Lockerungen gibt es im 14- Tagerhythmus. Wenn die Tendenz anhält, wird es ab dem 3. Juli unter anderem keine Kontaktbeschränkungen im Freien mehr geben, die Dokumentation von Besucher:innen soll entfallen, Hochschulen können wieder öffnen und es werden Freiluft-Veranstaltungen mit bis zu 2000 Personen möglich.
Eine gute Nachricht für alle Minderjährigen mit erhöhtem Risiko war die Zulassung von BioNTech ab 12 Jahren – die groß angekündigte Impfkampagne für Kinder des Bundesgesundheitsministers Jens Spahn hingegen war ein ganz schöner Reinfall. Eine weitere Schlappe in der langen Liste von Kommunikationsausfällen: unterschätzte Ausbruchsgefahr, verspätete Maskenbeschaffung, angekündigte Schnelltests, das AstraZeneca-Debakel, die Corona-Warn-App oder der Ausbruch der zweiten und dritten Welle.
Unsicherheiten in der Planung zeigten sich auch im Berliner Gesundheitsausschuss. So meinte Gesundheitssenatorin Dilek Kalayci auf meine Nachfrage hin, die Masken würden uns auch im Freien noch länger begleiten. Wenig später hat der Senat die Maskenpflicht dann weitestgehend gelockert. Ebenfalls wollte ich von der Senatorin wissen, was die Impflinge machen, welche im Rahmen der mobilen Impfung zum Beginn der Kampagne nur eine Ersatzdokumentation ihrer Impfung statt dem gelben Impfbuch erhalten haben. Diese verwies auf eine einheitliche Regelung des Bundes – die Frage bleibt weiterhin offen. Offen bleibt auch, wie mit Covid-Genesenen verfahren werden soll. Diese haben bisher keine Berechtigung auf den digitalen Nachweis, gelten jedoch den Geimpften gleichgestellt.
Doch immerhin ist er nun da, der digitale Impfpass! Auch die technischen Schwierigkeiten in den Apotheken, infolge der überstürzten Einführung durch den Bund, sind inzwischen behoben. Die Vergütung soll nun von 18€ auf 6€ gesenkt werden. Grundsätzlich sind die Apotheken eine gute und sichere Ausgabestelle für die Ausstellung der Zertifikate und entlasten zugleich die Arztpraxen – manch Apotheker:in nimmt sich sogar Zeit, um Menschen die digitale Anwendung zu erklären. Und immerhin wird die Ausstellung, im Gegensatz zu den Masken, diesmal vom Bund bezahlt
Kurz vor den Sommerferien gab es Aufregung in den Berliner Schulen. Infolge der Eilentscheidung des Verwaltungsgerichts sollten Schüler:innen nochmal in den Regelunterricht. Während Franziska Giffey und die Grünen diesen wenig vorausschauenden Schritt begrüßten, titelte der Tagesspiegel mit Recht: „kurz vor den Ferien noch zum Infizieren in die Schule“. Richtig, Kinder und Jugendliche müssen bei den Lockerungen Priorität haben und sie haben ein Recht auf Bildung - überstürzt in die Schule ist jedoch keine Lösung.
Richten wir zum Ende nochmal den Blick auf die Weltkarte. Während die Impfzahlen in Deutschland rasant steigen, verzeichnen viele Länder noch immer nur einstellige Werte. Nach dem Anschluss der USA an die Forderung der Patentfreigabe steht Europa mit seiner Verweigerung fast allein da. Wir sagen: Eine Freigabe hätte zum Beginn der Pandemie die meisten Leben retten können, doch noch immer kann die Bereitstellung von Wissen und Mitteln einen entscheidenden Beitrag zur Bekämpfung des Virus darstellen – Patente freigeben jetzt!
In England oder Portugal hat die ansteckendere Delta-Variante viele Errungenschaften zunichtegemacht. Zwar scheint die Situation in Deutschland unter Kontrolle, doch die Politik darf die niedrigen Ansteckungswerte nicht abermals verspielen. Ein Abwarten wie im letzten Sommer können wir uns nicht leisten!
Schöne sonnige Wochen stehen uns bevor. Die sollten wir genießen und dennoch achtsam bleiben.
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