Pflegekräfte am Limit

Seit über einem Jahr sind wir Zeugen des Zusammenbruchs unseres Pflegesystem - eine Entwicklung, welche sich schon lange im Voraus abgezeichnet hat.

Seit Jahren klagen Pflegekräfte über schlechte Arbeitsbedingungen, miese Bezahlung und fehlende Wertschätzung. Der Pflegenotstand wird von allen politischen Lagern anerkannt, die grundlegenden Probleme jedoch nicht angegangen.

Warum eigentlich nicht?

Vielleicht ist es ein wenig wie mit der Intensivpflege in der dritten Welle: Die Prognosen waren eindeutig. Doch die Bundesregierung schien sich lieber auf ihr Glück zu verlassen und verstrickte sich in unwissenschaftliche Debatten - rechtzeitige Maßnahmen blieben aus.

Das Pflegepersonal ist nach gut einem Jahr Pandemie über sich hinausgewachsen und hat außergewöhnliches geleistet. Als Dankeschön gab es halbherzige Zugeständnisse, nette Worte und viel Applaus - grundlegend geändert hat sich nichts. In der Langzeitpflege fehlen über 100.000 Stellen und ein großer Teil des jetzigen Personals wird in den nächsten Jahren in Rente gehen. Nachwuchs lässt sich bei diesen Rahmenbedingungen schwer finden. Nicht mitberechnet ist der Anteil des Pflegepersonals, welches auf Grund der letzten Monate an seine Grenzen gekommen ist. Eine Umfrage legt nahe, dass über ein Drittel der Intensiv-Pflegekräfte ihren Beruf verlassen möchte.

In Anbetracht des gesellschaftlichen Wandels und dem stetig steigenden Pflegebedarf wird sich die Gesamtlage auch nach der Pandemie kaum entspannen.

Verbesserungsvorschläge gibt es ausreichend, nun ist die Politik und der Wille gefragt. Eigentlich sollte das alles kein Thema sein, es geht um Menschen, um Gesundheit und um Gerechtigkeit.