Die Kieztour Kultur

Franziska Leschewitz

Zusammen mit unserer Bundestagsabgeordneten Helin Evrim Sommer und der BVV-Fraktion war ich im November auf kultureller Kieztour. Gemeinsam haben wir das Kulturhaus Spandau, das Open Space Projekt HaselHorst 13 und die Jugendfreizeiteinrichtung STEIG besucht. Alle drei Einrichtungen haben damit zu kämpfen, dass Politik und Verwaltung oft andere Prioritäten setzen: Schul- und Kitabau statt Neubau einer Jugendfreizeiteinrichtung und übertrieben bürokratischer Lärmschutz statt Freiraum für Musik. Es geht darum, nicht eine Einrichtung gegen die Andere auszuspielen, sondern der Kultur den Wert zuzugestehen, welchen sie für unsere Gesellschaft hat.

Kultur- und offene Jugendarbeit werden oft stiefmütterlich behandelt. So wünscht sich das Kulturhaus Spandau schon lange einen Neubau und möchte den jetzigen Standort dem stark ausgelasteten Seniorentreff auf der gegenüberliegenden Straßenseite zur Verfügung stellen. Jedoch gibt es nur Geld für eine Sanierung des Gebäudes, aber keinen Neubau. Die Sanierung wird aus dem Denkmalschutz finanziert. Hier wird einmal mehr deutlich, wie die Einrichtungen unter der Mischfinanzierung durch verschiedene Töpfe zu leiden haben. Ein weiteres Problem ist, das viele Hilfen die Kulturschaffenden gar nicht erreichen. Viele fallen hier durchs Raster, wenn zum Beispiel die Hilfen nur auf Betriebskosten angerechnet werden oder die Anträge unnötig kompliziert gestaltet sind. Dies stellt gerade Soloselbstständige vor große Herausforderungen. Derzeit unterstützt das Team aus dem Kulturhaus das Gesundheitsamt an der Coronahotline. 

Die nächste Station war das Open Space Projekt HaselHorst 13 am gleichnamigen U-Bahnhof. Hier hat der Verein „Neue Urbane Welten" ein Gelände erschaffen, welches als Free Open Air Space, Urban Garden, Open Air Gallery und Kultur Begegnungsstätte genutzt werden kann. Besonders im Sommer können hier junge Kollektive Open Air Veranstaltungen organisieren und werden von einem professionellen Team unterstützt und begleitet. Ein Ort, der sich nicht vor der Clubkultur im Ostteil der Stadt verstecken muss und auch mittlerweile in ganz Berlin wahrgenommen wird. Leider hat der Verein derzeit noch mit vielen Schikanen seitens der Behörden zu kämpfen. Anstatt das gut durchdachte Sicherheitskonzept des H13 anzuerkennen (so konnte unter Coronabedingungen sicher getanzt und gefeiert werden), gab es immer wieder neue Auflagen oder Anträge wurden zu spät oder gar nicht bearbeitet. Ich hoffe, dass sich das im nächsten Jahr bessert.

Die letzte Station war die Jugendfreizeiteinrichtung STEIG mit dem CIA Medienkompetenzzentrum. Mitten in Staaken beobachtet das Team schon seit jeher die Entwicklungen im Kiez. Früher fanden hier Konzerte später mal sehr erfolgreicher Bands statt, heute darf der große Saal wegen der fehlenden Lüftungsanlage nicht mehr als Veranstaltungsraum genutzt werden. Besondere überregionale Bekanntheit erreichte der STEIG auch durch die Skateanlage. Viele heute noch aktive SkaterInnen haben hier ihre Anfänge gemacht. Mit dem CIA Medienkompetenzzentrum richtet man sich besonders an Schulklassen und junge Menschen und klärt hier besonders über die Risiken und den richtigen Umgang in der digitalen Welt auf. Ein großer Fokus liegt hierbei auf dem Thema Cybermobbing. Viele Kinder durchleben in ihrer Entwicklung sowohl die Rolle als Opfer, aber auch als TäterIn. Diese Probleme können wir nur durch Aufklärung und offene und präventive Jugendarbeit lösen. Aktuell hat der STEIG mit einem Wasserschaden zu kämpfen. Ich hoffe, dass auch hier bald eine Lösung gefunden wird.

Kunst und Kultur sind mehr als nur Freizeitbeschäftigung. Wir müssen als Gesellschaft aufhören, unsere Kulturschaffenden in ihren Möglichkeiten zu beschneiden und stattdessen gemeinsame Wege finden. Denn Kultur ist zwar nicht alles, aber ohne Kultur ist alles nichts.